Welche Fragen mir Eltern in der Praxis am häufigsten stellen
- Sarah Knecht

- 3. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Wenn Eltern mit ihren Kindern oder Jugendlichen in meine Praxis kommen, bringen sie meist viele Sorgen, aber auch jede Menge Fragen mit. Manche Fragen wiederholen sich so häufig, dass ich sie fast schon erwarte – und sie sind absolut nachvollziehbar. Oft steckt dahinter der Wunsch, das eigene Kind besser zu verstehen und es bestmöglich zu unterstützen.
Im Folgenden habe ich einige dieser Fragen gesammelt und gebe Impulse, die für viele Familien hilfreich sein können.
1. „Ist das Verhalten meines Kindes noch normal?“
Eine der häufigsten Fragen betrifft die Einschätzung, ob ein Verhalten typisch für das Alter ist oder ob bereits eine Störung vorliegen könnte. Eltern wollen wissen: Wo hört „normal“ auf, wo fängt eine Diagnose an?
👉 Meine Antwort: Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Unterschiede sind normal. Erst wenn Auffälligkeiten über längere Zeit bestehen, den Alltag stark beeinträchtigen oder Leidensdruck entsteht, lohnt sich eine genauere Abklärung.
2. „Braucht mein Kind eine Diagnose?“
Viele Eltern sind unsicher, ob eine Diagnose wie ADHS, LRS oder Dyskalkulie hilfreich ist – oder eher ein „Stempel“.
👉 Meine Antwort: Eine Diagnose ist kein Etikett, sondern eine Orientierungshilfe. Sie kann Türen öffnen zu gezielter Förderung, Nachteilsausgleichen in der Schule oder zu mehr Verständnis im Umfeld. Gleichzeitig ist sie nicht die ganze Wahrheit über ein Kind – Stärken und Persönlichkeit stehen immer im Vordergrund.
3. „Wie kann ich mein Kind am besten unterstützen?“
Das ist wohl die Kernfrage fast aller Eltern. Oft fühlen sie sich hilflos, weil sie nicht wissen, welche Strategien sinnvoll sind.
👉 Meine Antwort: Es geht weniger darum, das „richtige“ Rezept zu finden, sondern darum, auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Dazu gehören: Geduld, klare Strukturen, Lob für kleine Fortschritte und eine enge Zusammenarbeit mit Schule und Fachpersonen.
4. „Was sage ich meinem Kind über die Diagnose?“
Eltern fürchten manchmal, ihr Kind könnte sich durch eine Diagnose schwach oder „anders“ fühlen.
👉 Meine Antwort: Offene, altersgerechte Gespräche sind wichtig. Kinder spüren ohnehin, dass sie anders lernen oder denken. Ehrliche Worte nehmen Druck und helfen, das eigene Erleben zu verstehen. Gleichzeitig sollte immer betont werden: Eine Diagnose erklärt Schwierigkeiten – sie definiert nicht den Wert eines Menschen.
5. „Wie gehe ich mit Druck in der Schule um?“
Viele Eltern erleben, dass Schule zum Hauptkonfliktfeld wird – Hausaufgaben, Noten, Versagensängste.
👉 Meine Antwort: Eltern dürfen entlasten, ohne alles abzunehmen. Hilfreich ist, den Druck nicht zusätzlich zu erhöhen, sondern gemeinsam Wege zu finden, wie Lernen strukturierter und stressfreier ablaufen kann. Oft helfen kleine Pausen, feste Lernzeiten oder Lerntechniken mehr als stundenlanges Üben.
Fazit
Elternfragen sind ein wichtiger Teil meiner Arbeit – sie zeigen den Wunsch, das Kind zu verstehen und zu unterstützen. Oft gibt es keine schnelle Lösung, sondern einen Prozess des gemeinsamen Lernens. Die gute Nachricht: Schon das Stellen dieser Fragen ist ein erster Schritt auf dem Weg, die eigenen Kinder kompetent, liebevoll und stärkend zu begleiten.



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